Heute besuchten wir den Grienenberg-See. Er entstand beim Bau der A27 ist aber heute eingezäunt und man kann ihn offiziell nicht mehr nutzen. Bei einem Spaziergang um den See herum entdeckten wir jedoch einige Stellen, wo Andere Lücken im Zaun entdeckt oder geschaffen haben. Hier wird im Sommer sicher gerne gebadet.
Durch eine umzäunte Pferdeweide wurden wir an der vollständigen Umrundung gehindert. Und so machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto. Unser Tatendrang war jedoch noch nicht gestillt und so besuchten wir den Liebesbaum in Weißenberg in unmittelbarer Nähe.
Hier darf sich jeder Liebende nach Herzenslust mit einem Herzen verewigen. Zwei Herzen fielen uns wegen der Jahreszahlen auf: "1848 Allrike Allmers und Jacob Illies” sowie "1850 Allrike und Herrmann”. Zunächst maßen wir dem keine Bedeutung bei. Uns interessierte mehr die Villa im Hintergrund.
Vor Ort erfuhren wir dann die Geschichte der Villa und schließlich auch die der Herzen.
Jakob Illjes wurde 1813 in Sandstedt an der Weser geboren. Er war der Hoferbe eines eindrucksvollen Anwesens an der Osterstader Straße 29 in Sandstedt.
Jakob verliebte sich in die 1827 in Rechtenfleth geborene Allrike Allmers, die aus der Familie des Marschendichters Herrmann Allmers stammte. Aus unbekannten Gründen wurde die Verlobung jedoch wieder gelöst und Jakob entschloss sich (ungewöhnlich in der damaligen Zeit), den Hof in Sandstedt zu verlassen. Er kaufte am Weißenberg 300 Morgen Ödland, kultivierte es und ließ es aufforsten.
Nach einer anderen Darstellung war Allrike bereits in Herrmann Joppert (1828-1878) verliebt. Dieser zog jedoch für politische Ideale in den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1846 bis 1848.
Der Sandstedter Jacob Illjes verlobte sich mit Allrike, als deren Jugendliebe Joppert nach Amerika auswanderte. Als Herrmann desillusioniert vom "Freiheitskampf" in seine Heimat zurückkehrte, löste Allrike die Verlobung mit Jakob und heiratete 1850 Herrmann Joppert aus Rechtenfleth und gebar ihm 1851 eine Tochter, die auf den Namen Johanne Juliane getauft wurde. Das Kind starb jedoch nach anderthalb Jahren und Allrike wurde darüber so unglücklich, dass sie krank wurde. Ihr Mann versuchte, mit einer Reise vom kalten Norden zu dem warmen Madeira, die Gesundung zu unterstützen. Leider war dies erfolglos. Allrike starb im März 1854 auf Madeira.
Ihr Mann brachte ihren Leichnam zurück nach Rechtenfleth und sie wurde dort in der Joppert-Kapelle neben ihrer Tochter beigesetzt. Ein Marmorrelief in der Kapelle erinnert noch heute an Allrike.
Herrmann Joppert heiratete erneut und lebte bis zu seinem Tode in der "Villa Haidpark”, die er 1850 erbaute und die erst in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts abgerissen wurde.
Er wurde beerdigt auf dem Gartenfriedhof in Rechtenfleth (in der Joppert-Kapelle). Hier auf dem Friedhof gleich neben der Kapelle liegt auch der Marschendichter Hermann Allmers, aus dessen Familie Allrike Allmers stammte.
Jacob Illies starb im gleichen Jahr wie Allrike, im Januar 1854 mit nur 40 Jahren und wurde auf seinem Gut "Wittenborgh” bei Weißenberg beigesetzt. Seine Eltern errichteten für ihn ein Mausoleum, welches nach seinem letzten Willen in Richtung Sandstedt (seinem Geburtsort) zeigen sollte. Hier wurden später auch seine Eltern beigesetzt.
Wir erreichten das Gut von der Kreisstraße K23 aus über die Ahorn-Allee. Zu Beginn passieren wir 2 Findlinge mit den Inschriften "Witten” und "Borgh”. Über die 500 Meter lange Allee, gesäumt von 100 Exemplaren des Berg-Ahorns, die 1904 von Carl Arend Ficke, dem damaligen Besitzer des Guts Wittenborgh, angelegt wurde, erreichen wir den das Gut umgebenden Wald. Kurz vor dem Gutshaus sehen wir rechts 4 Hügel. Es sind etwa 3.000 bis 4.000 Jahre alte Hügelgräber. Nach dem Gutshaus auf Höhe der Stallungen des Guts biegen wir links ab und gelangen nach etwa 100 Metern zu dem erwähnten Mausoleum von Jakob Illies.
Wir haben das Mausoleum genauer betrachtet und fanden dort die drei Inschriften:
Wir wissen nun, dass Jakob der einzige Sohn war und der Zweig der Familie mit seinen Eltern ausstarb.